1000 Touristen und 100 Tiere
Gut, heute war unser Tier-Tag, wir hatten heute die Premium Tour im Loro Parque gebucht. Nun sitze ich hier schon eine Weile und grübel, wie ich am besten diesen Tag beschreiben soll.

Wie die, die uns kennen, ja wissen, mögen wir Tiere sehr. Insofern ist ein Tierpark an sich schon mal eine gute Sache. Der Loro Parque ist auch fast jedem bekannt. Im TV gibt es diverse Shows und eigentlich wird er auch immer jedem Teneriffa-Reisenden ans Herz gelegt. Ich, als Hund-Katze-Maus-Fan (hiermit meine ich die Sendung auf VOX), kenne auch den Direktor des Zoo's und seine Passion für diesen Park durch die Sendung ganz gut. Somit hab ich mich sehr auf heute gefreut.

Das Wetter war heute morgen hier im Norden auch wieder nur mäßig, somit waren die Bedinungen für den Tag im Loro Parque super. Wir mussten dank unserer Online-Tickets auch nicht anstehen und kamen gleich rein. Dort wurden wir relativ schnell ernüchtert. So viel Kommerz hatten wir irgendwie nicht erwartet, obwohl der Hype um den Park hier auf Teneriffa schon groß ist.

Wir bekamen unseren 'Fahrplan' für den Tag gleich in die Hand gedrückt. Freies Bewegen war nicht vorgesehen, es war genau angegeben, wann wir wo an welchem Punkt zu sein hätten, wann wir was zu Essen bekommen und wann wir in welcher Tour mitlaufen dürfen und welche Show wir ansehen müssen. Das war zunächst etwas überraschend, da wir doch gern Dinge auf eigene Faust entdecken. Aber wir haben uns der Herausforderung gestellt und uns gleich in die Loro-Show, also die Papageien-Show begeben.

Der Weg dorthin hat schon offenbart, dass der Parque nicht sehr groß ist und die Wege für die Touristenmassen nicht wirklich ausgelegt waren. So mussten wir zunächst alle, wirklich jeder einzelne Besucher, vorbei an einer Frau mit zwei Papageien, die jeden geknipst hat. Das Foto war dann selbstverständlich für viel Geld, wenn man wollte, zu erwerben. Aber ob ein Foto gemacht werden sollte oder nicht, stand erstmal nicht zur Auswahl, da musste also jeder durch.

Danach präsentierte sich ein schöner, sauberer und gepflegter Park. Hier waren auch die typischen Pflanzen Teneriffas zu sehen, die Wege waren schön angelegt und überall waren Boxen versteckt, aus denen Thailändische Entspannungsmusik dudelte, egal wo man war.



Die erste der 4 Shows war also die Loro-Show. Dank der Premium-Tickets hatten wir gleich in der Mitte vorne die besten Sitzplätze, das war auf jeden Fall schön. Die Show selbst war auch gut gemacht, die anwesenden Kinder wurden gut mit eingebunden und es gab einiges zu lachen. Hier mal ein paar Fotos der Papageien.







Die Show hatte alles, was man so von einer Papageien-Show erwartet und aus dem TV kennt. Also soweit erstmal ganz witzig. Auch wurde spielerisch und kindergerecht gezeigt, dass man mit der Natur bewusst und gut umgehen sollte und zum Beispiel Waldbrände den Lebensraum dieser schönen Tiere zerstören können und meist vom Menschen verursacht werden. Also durchaus auch psychologische Ansätze und erzieherische Komponenten, wenn auch ein wenig anstrengend.

Weiter ging es dann laut Plan zu der Delfin-Show. Die war noch ein wenig spannender und die 4 Trainer haben richtig was geboten. Eine Trainerin ist sogar ins Becken gesprungen und auf den Delfinen geritten und mit ihnen geschwommen. Wie weit das unter den Aspekten des Artenschutzes und Tierschutzes noch in Ordnung war, vermag ich nicht zu sagen. Die Becken waren sehr groß und die Tiere schienen in guter Verfassung zu sein. Auch hier wurden die Kinder spielerisch mit eingebunden, ein kleines Mädchen wurde per Boot von einem Delfin gezogen und dann zum Abschluss noch von ihm geküsst. Dass die Tiere das nicht wirklich freiwillig machen, ist glaube ich jedem klar, aber es schien erstmal nicht gequält zu sein. Dennoch hatte der Volksfest-Charakter der Shows (inklusive rhythmischem Klatschen zu Dudel-Musik) doch etwas befremdliches.





Vor den Shows und überall im Park spürte man immer mehr, dass leider doch mehr der Profit und der Tourist im Vordergrund steht, als die Tiere. Es gab tatsächlich sogar Werbung für den anderen Vergnügungspark auf der Insel vor den Shows und ständig wurde man aufgefordert, doch irgendwo sein Geld möglichst schnell zu lassen. Alles stand irgendwie unter dem Deckmantel des Tierschutzes und es wurde sehr aggressiv damit geworben, dass man doch bitte Mitglied im Verein des Loro Parques werden soll. So hätte man immerhin schon im letzten Jahr bereits 1,2 Mio $ für Aktionen im Rahmen des Tierschutzes gespendet. Bei der Zahl müsste einem Mitdenkenden schnell klar werden, dass da was nicht hinhaut. Bei über 50 € Eintritt pro Person (!) und 1000-enden von Menschen pro Tag ist eine Spende von 1,2 Mio $ deutliche Augenwischerei und echt ein wenig mau. Auch stand im Park selbst der Tierschutz irgendwie eher weiter hinten in der Rangordnung, denn es wurden gerade auch bei den Papageien viele Tiere in sehr kleinen Vollieren gehalten. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Tiere den ganzen Tag die thailändische Dudel-Musik über sich ergehen lassen müssen, dazu noch die Beschallung durch Werbung und die vielen vielen Menschen, dann freuen die sich sicher über die Nacht und die Ruhe im Park (ich hoffe die Musik wird da ausgestellt).

Nun gut, wir hatten so langsam eigentlich irgendwie die Lust verloren, besonders da wir doch durch den straffen Zeitplan nicht alles in unserer Geschwindigkeit erkunden konnten. Als nächstes stand dann also die berühmte Orka-Show auf dem Plan. Hier waren wir besonders gespannt, da man Orkas doch eher selten in Zoo's antrifft und ich bisher keine Vorstellung darüber hatte, was ein Orka so alles kann (bis auf Free Willy). Die Show selbst war ebenfalls gut gemacht und lustig, da es eine 'Splash Zone' gab, in der die Leute gut nass geworden sind. Durch den vom Trainer gegebenen Befehl, nah an der Beckenkante zu springen, erzeugten die Orkas so riesige Wellen, die sich über den Zuschauer ergossen. Nicht aber über den Zuschauer, der sich ein Regencape für 3€ kauft oder den, der für mehr Geld einen VIP-Platz besitzt, jeseits der Splash-Zone. Auch während der Orka-Show lief auf Leinwänden im Hintergrund zunächst laut Werbung. Gefolgt war die dann ebenso durch irgendwelche, auf die Tränendrüse drückende Einspieler zum Thema Tierschutz. Ich habe die letzte halbe Stunde hier soeben damit zugebracht mich damit kurz auseinander zu setzen und wenn man über die Haltung der Orka's im Loro Parque etwas liest, dann ist das irgendwie selten positiv. Besonders das Schicksal der gestrandeten und nun hier im Aquarium gehaltenen Morgan, einem jungen weiblichen Orka, ist sicher zwiespältig zu betrachten. Auch die Zuchterfolge des Loro Parques, nämlich ein 4 Jahre alter Orka der hier zur Welt kam, wurden groß betont. Selbstverständlich hat man nicht erwähnt, dass das zweite Kind der Orka-Eltern nach nur 1 Jahr unerwartet verstorben ist.

Die Show selbst war wie gesagt ganz nett, aber auch hier kam man um's rhythmische Klatschen zu dummer Musik und einer nervigen 'Kiss-Cam' nicht drum herum.







Unsere Stimmung war nun irgendwie ein wenig betrübt und bedrückt. Unser Zeitplan hat nun eine Mittagspause vorgesehen. Immerhin war es schon 12:00 Uhr und das Hauptpublikum (Rentner und Familien mit Kindern) isst um diese Zeit ja üblicherweise Mittag. Also wurden auch wir in einen der 4 Restaurants im Park geschleppt und hatten ein Ankreuz-Menü im Fast-Modus serviert. So schnell konnte man gar nicht aufessen, da stand schon der nächste Pamps vor einem auf dem Tisch. Service gab es nicht, aber immerhin war das Essen im Preis inklusive. Die Fotos hiervon ersparen wir euch lieber.

Nun folgte noch die Seelöwen-Show, die letzte der 4 Shows im Loro Parque. Diese war lustig, Seelöwen kann man anscheinend gut trainieren. Aber sonst war es wie die Shows zuvor.



Wir wussten, dass wir ja noch eine 'Discovery-Tour' auf dem Plan hatten, also die Tour hinter die Kulissen. Hierauf haben wir uns irgendwie weiterhin gefreut, denn wir waren noch voller Hoffnung, dass es hier endlich mal etwas lehrreicher und weniger touristisch werden würde. Doch leider weit gefehlt. Nach dem Essen ging es zum Treffpunkt der Discovery-Tour. Zusammen mit rund 20 Deutschen haben wir im Prinzip eine Begehung des Parks bekommen, nur dass die Dame uns die Infos über die Tiere, die auf Zetteln an den Käfigen hingen, erzählt hat. So musste man nicht lesen, aber richtig viel erfahren haben wir nicht. 'Hinter die Kulissen' heißt übrigens, dass man bei den Pinguinen die Filter-Anlage unter dem Gehege sieht, bei den Gorillas einen für die dummen Touris präparierten leeren Käfig sieht und den Speiseplan der Tiere, und dass man das Orka-Aquarium von unten ansehen darf. Auch hier war es deutlich weniger privat, wir wurden ständig von einer holländischen Tour verfolgt und hatten eine amerikanische Tour vor uns.

Gegen 16 Uhr hatte der Spuk ein Ende. Wir durften uns endlich frei bewegen. Das haben wir dann auch getan und uns dann noch den restlichen Park angesehen. So gibt es zum Beispiel einen Baumwipfel-Pfad in einer riesigen Vogelvolliere, der tatsächlich recht schön war.











Es gibt neben den schon erwähnten Tieren auch ein paar andere Arten, die hier gezeigt werden. Hier also auch von einigen anderen Tieren ein paar Fotos.







Auch zwei weiße Tiger leben hier (artgerecht auf Kunstrasen):



Schön war das Pinguin-Haus. Hier war es recht kühl und auch für die Pinguine der Antarktis gab es ein auf 0 Grad gekühltes und geschlossenes Gehege. Für den Besucher gab es dann Eisblöcke an der Wand, so dass auch wir ein kühles Gefühl bekamen. Es rieselte Schnee von der Decke ins Gehege und der gläserne Schwimmbereich war ganz schön anzusehen.



Nachdem wir also jedem Tier einen kurzen Besuch abgestattet hatten und uns erfolgreich um den Erwerb von Fotos oder Souvenieren drücken konnten, ging es erleichtert zum Ausgang.

Ich tue mich schwer, ein doch negativ und kritisches Feedback zu schreiben, da ich mich selbst so sehr auf heute gefreut hatte. Aber ich muss ehrlich sagen, dass es zumindest unseren Geschmack nur schwer getroffen hat. Man fühlte sich als Besucher ausgenommen und irgendwie veralbert. Ob es den Tieren gut geht oder nicht, kann ich nicht einschätzen. Aber ich glaube noch einmal würde ich den Loro Parque nicht besuchen.

Da es schon 17 Uhr war, haben wir nicht mehr viel Zeit für einen Plan B für diesen Tag gehabt. Also sind wir kurzerhand noch durch die ganz schöne Altstadt von Puerto de la Cruz spaziert, wobei die Stimmung doch weiterhin nicht so rosig war. Vielleicht lag das auch an der fehlenden Sonne? Hier mal ein paar Impressionen der Altstadt von Puerto:











Wir sind im Anschluss zu uns ins Haus gefahren, haben bei einem Schluck Rotwein aus Orotava die Fotos durchgesehen und den Tag ausgewertet. Da das Mittag schon eine Weile zurück lag und auch nicht besonders war, haben wir uns entschieden, wieder hier in das Restaurant im Ort zu gehen. Mittlerweile werden wir hier schon persönlich mit Handschlag begrüsst.

Wir haben mal wieder hervorragend gegessen. Es gab in Koriandersud gebackene Miesmuscheln, verschiedene Sorten sehr gut gegrilltes Fleisch mit sehr leckeren Beilagen und ein richtig schönes Dessert mit Mango und Passionsfrucht.







Der Abend war gerettet. Pappsatt und müde können wir also gleich schlafen gehen. Morgen wird es dann ein Kontrastprogramm, wir wollen irgendwo raus in die Natur, weit weg vom Trubel und hoffentlich etwas Stille geniessen.




wuhei am 08.Nov 14  |  Permalink
Danke für den kritischen Bericht über den Tierpark. Ich teile da Eure Meinung über die Haltungesbedingungen und hab Tränen in den Augen beim Anblick des Gorillas!
Freu mich wieder mal über Eure tollen Bilder und beneide Euch zutiefst wegen des traumhaten Essens! Guter Tip, die Miesmuscheln mal mit Koriander zu machen, werde ich nächstens versuchen!
Liebe Grüße aus Tirol, Iris

sid am 09.Nov 14  |  Permalink
Guter Beitrag!

Gut, ehrlich gesagt, wären mir über 50 Euro pro Karte viel zu blöd gewesen - vor allem, wenn man nicht weiß, wann man was zu essen vorgesetzt bekommt ; )

Wir hatten damals eine normale Karte und haben dann die Discovery-Tour dazugenommen. Nachdem wir relativ zeitig dort waren, haben wir gleich die erste Tour mitgemacht (bevor dann die Busse aus dem Süden kamen).
Somit sind wir auch an dem Papageienfoto irgendwie vorbei gekommen (die wollten zwar, aber wir sind da zügig durch).
Unsere Tour war sehr gut und informativ. Mag aber auch an der Uhrzeit gelegen haben, wir waren ja die erste Gruppe. Uns ist auch keine andere begegnet, soweit ich mich erinnere. Allerdings waren auch noch nicht die Massen da.

Nach der Tour haben wir dann einfach alles in dem Tempo gesehen, wie wir es wollten. Die Showzeiten kannten wir, aber waren da also sehr flexibel (auch der Massenfütterung bisserl auszuweichen).
Allerdings waren wir 2009 dort und da war grad das große Orca-Showbecken "in Renovierung" (was bei Südländern soviel heißt wie: es dauernt noch sehr lange, bis es fertig wird). Somit konnten wir die Orcas zwar sehen, aber nur hinten im normalerweise abgesperrten Bereich und da haben sie dann darauf geachtet, daß nicht zu viele Menschen dabei waren. Allerdings waren wir sehr dicht an den Tieren. Showeinlagen gab es nicht, aber das übliche mediz. Training. Allerdings war das vor dem tödl. Vorfall mit dem Trainer.

Die Delfine - ich bin kein großer Definfan, ich habe da vor Jahren diese "ach sind die lieb"-Unschuld verloren - hab ich in Nürnberg auch welche gesehen (allerdings ohne Show) und hab da, was die Haltung angeht, nicht so sehr eine Meinung.

Ist halt im Zoo so: es ist alles künstlich und nicht Natur. Aber es gibt bessere und schlechtere.
Was die Gorillas angeht, da finde ich, machen die das eigentlich recht gut, weil die ja quasi alle ausgestossenen Männchen in einer Gruppe habe und wenn man bedenkt, was schon mal mit so einem Giraffenbaby nach einem Jahr passieren kann, finde ich es gut, daß hier die Tiere ein Zuhause finden. Als wir da waren, machten die einen zufriedenen Eindruck.

Was die Orcas angeht, so seh ich das etwas anders als diese ganzen Parks.. Wenn man Nerven hat und sich mal bisserl mehr mit der Gefangenschaft von Orcas und Haltung auseinandersetzen will: "Black Fish" (via youtube - ich kann auch gern den Link hereinsetzen).


Zu dem anderen Park - wir waren dort auch. Das war schon interessant. Vor allem mit den ganzen Greifvögeln. Bisserl eigenartig halt schon und auch wieder eine Fotoschleuse (sehr ungüstig, wenn man ganz dringend auf den Topf muß ; ) und der einzige der eine Topfigur dabei gemacht hat, war sowieso der Kakadu *gg*).